XI. LI Day

„Go West“ – Zerfallende Staatlichkeit als Fluchtursache?

Warum scheitern Staaten, warum scheitern Nationen? Diese Fragen sind jahrhundertealt und zugleich hochaktuell, und die Auseinandersetzung mit ihnen füllt ganze Bibliotheken. Dazu braucht es keine Betrachtung der Krisenregionen dieser Welt, es genügt nur ein Blick auf das, was südlich Europas tagtäglich geschieht.

Für den in Istanbul geborenen und heute am Massachusetts Institute of Technology lehrenden Wirtschaftswissenschafter Daron Acemoglu und seinen Harvard-Kollegen James A. Robinson liegt die Essenz für Erfolg oder Scheitern von Nationen darin, ob die von den Staaten gewählten Regeln und Institutionen funktionieren. Die Situation im Nahen und Mittleren Osten und nördlichen Afrika und der „Flüchtlingstsunami“, der vom südlichen Ufer des Mittelmeers, des „Mare nostrum“, auf Europa anbrandet, bestätigen auf das Eindrücklichste diese These, die die beiden in ihrem 2012 vorgelegten, Aufsehen erregenden Bestseller „Why Nations Fail“ belegt haben, auch wenn man sich davor hüten sollte, historische Prozesse monokausal zu erklären.

Unerträglich verschärft wird das institutionelle Versagen durch die existentielle Not und schiere Hoffnungslosigkeit, in der die Menschen dort zu Millionen als Flüchtlinge im eigenen Land oder in angrenzenden Staaten leben – unter zumeist menschenunwürdigen Umständen. Kann es z. B. bei diesem syrischen Alptraum, der Wertevergessenheit der türkischen Regierung und der Ambiguität des Westens dann noch verwundern, wenn Schutzsuchende von dem für uns selbstverständlichen Menschenrecht des „Pursuit of Happiness“ zu Abertausenden Gebrauch machen und ihre Heimat, ja sogar ihren Kulturraum verlassen, um aus ihrem Leben etwas zu machen und ihren Kindern eine Zukunft zu geben. Und zwar dort, wo sie ein Höchstmaß an Freiheit und Prosperität für die Umsetzung ihrer Wünsche und Sehnsüchte sehen: in Europa.

Wir freuen uns auf das Gespräch mit Ihnen und Ihr Kommen!

Programm und Anmeldung